Peter Stamm

Württembergische Landesbühne, Esslingen
Ihre erste Begegnung findet im überheizten Lesesaal der Chicago Public Library statt. Die Physik-Studentin Agnes beschäftigt sich mit der Kristallgitterstruktur der Atome, der namenlos bleibende Schweizer Autor schreibt über amerikanische Luxus-Eisenbahnwagen. Ein Blickkontakt, dann Kaffee, Zigarette und ein paar Sätze auf der Treppe, später eine Verabredung zum Essen und eine gemeinsam verbrachte Nacht. Nichts Ungewöhnliches, mit einer gewissen Sachlichkeit wird aus den beiden ein Paar.
Da hat Agnes eine Idee: Wie wäre es, wenn er über sie schriebe? Er lässt sich überreden und erfindet die Frau an seiner Seite neu. Schnell zeigt sich aber, dass Bilder und Wirklichkeit sich nicht entsprechen – und dass die Phantasie immer mehr Macht über ihre Liebesbeziehung erhält.
Sie ziehen zusammen – weil er es geschrieben hat. Doch dann wird Agnes ungeplant schwanger. Es kommt zur Trennung. Er versucht zu korrigieren, schreibt über eine gemeinsame Zukunft mit Kind. Agnes kommt tatsächlich zurück, ohne Kind. Das Happy End der Geschichte funktioniert nicht. Eine tragische Wendung muss her …
Peter Stamms Debutroman, der auch Abiturthema ist, wurde von der Kritik einhellig bejubelt, mehrfach preisgekrönt und stand monatelang auf der SWR-Bestenliste; er zeigt beklemmend und sensibel die Verlorenheit in virtuellen Gefühlen.